Sonntag, 24. Juni 2012

Im Haus über der Straße

Humaldawei 2




Fryslân - November

Im Haus über der Straße versuchter Totschlag und missglückte Flucht aus einem Fenster. Die Puppe bleibt mit ihren Beinen im Glas stecken. Eine Axt liegt im Hof. Kein Blut. Ich gehe vorbei und die Straße hinunter zum Dorfrand. Die Häuser werden kleiner. Ich gehe zurück, die Häuser werden größer, dann wieder kleiner. Klein mit Anbauten und Verschlägen. Schmaler Plattenweg zur Haustür. Groß mit Vorbau und Säulen. Auffahrt mit Kies und gesäumt von Hortensien und Fahnenstange.
Der nasse Nebel drückt sich zwischen die Häuser. An den Ästen hängen große durchsichtige Tropfen. Das Dorf eine weiße Wolke. Die Kirche hat keine Turmspitze mehr. Ich gehe auf der Hauptstraße. Kein Friseur mehr, der Rum verkauft, kein Laden mehr. Ein Postkasten, eine Bushaltestelle. Ein Schrotthändler in der Tankstelle. Ich gehe vorbei. Leeres Haus, zu kaufen. Bewohntes Haus. Te koop. Schild vor der Tür. Leere Häuser. Keine Arbeit. Dorfrand. Ein Berg Zuckerrüben. Die weiße Luft ist nass. Kein Blick über die Felder zum ersten Deich.
Die Schafe tragen dicken gelben Winterpelz. Die Hortensien hängen weiß lila ausgebleicht und braun zwischen ihren Blättern. Der Nebel weht über die frisch gepflügten Äcker. Auf dem Wasser steht er grau und dicht. Die Erdschollen glänzen dunkel. Das Schilf an den Grachten und Gräben ist geschnitten. Bagger schaufeln Schlick. Schwarz die Straßenränder. Dunkles Wasser steht in den schmalen Furchen auf den Wiesen. Der Kohl ist meterhoch, die Lauchstangen sind armdick. Rüben werden aufgeladen abgeschüttet. Die Wege zerfurcht.
Ich gehe vorbei an den Schafen den Pferden den bis an die Wolkenränder gestapelten Kartoffelkisten an Männern die Boote an Land hieven an der Schleuse an der kleinen Werft an leeren Häusern an Schildern Te koop. Im Dorf ist es leise niemand zu sehen im Nebel. Niemand da. Lichter verwischen. Ich gehe zu mir und im Himmel ist Jahrmarkt so weit weg war ich noch nie. Und sei es in Gedanken. 
© J. Monika Walther

Humaldawei 1 - Fryslân


Humaldawei 1

Die Schriftstellerin J. Monika Walther kennt Fryslân seit so vielen Jahren, dieses kleine Dorf, dieses kleine Haus, die Stimmungen während der Jahreszeiten. Das Schreibhaus, dass gehört ihr. Wer kann da besser den Blick über die Landschaft beschreiben? Deshalb stelle ich ihren Text, der sich liest wie eine dichte Folge von Bildern, ein.



Fryslân

Dieses Jahr tragen die Hortensien weiß
Blaue Rote blühen blass.
Dieses Jahr spielen die Kinder
im Lehmstaub der Felder.
Dieses Jahr wippen die Kinder
auf nassen Wiesen
die Gräben voll gelaufen.
Die jungen Schafe murren leise
Die russischen Gänse fliegen weiter
Die Schwäne singen nicht
Kein Esel schreit
Die Frösche still
Die Möwen schweben ohne Laut
Die Fischer fahren weit hinaus aufs Meer
Schollen und Flundern versteckt.
Dieses Jahr wächst das Getreide niedrig,
der Mais schmal und die Heringe lachen.

© J. Monika Walther


Das Schreibhaus



Bei schönem Wetter werde ich im Garten weiterschreiben ...
hoffentlich gibts noch frischen Matjes im Juli



 Ein bisschen Linkomanie:


 


Und hier einer gen Friesland: 









Und vielleicht hat mein Kollege Horst-Dieter Radke in seiner Welt der Fabeln auch eine oder zwei über Möwen, über Fryslân ...

 http://fabuloes.blogspot.de/






Freitag, 22. Juni 2012


Humaldawei. 



Ein kleines Dorf in Friesland/Niederlande. Ein kleines, sehr altes Haus am Humaldawei. Mit tausend Büchern. Hier darf ich einige Tage lang schreiben. Die Landschaft fühlen, die Stille hören. Das Meer und Kanäle sehen, Geschichten finden, neue um Nathan Töwer, dem Kommissar. Möglich, dass ein fiktiver Hausgeist längst auf mich wartet. Mir über Vergangenes, Böses berichtet, wahrscheinlich mit einem schrägen Lachen.
Aber noch ist Zeit. In knappen vier Wochen fahre ich und werde berichten, in Worten und Fotos ...



Langeooger Liebestöter: Inselkrimi

 

das ist der erste Band um Nathan Töwer. Der zweite ist fertig und der dritte soll im Schreibhaus beginnen ...