Fryslân
- November
Im
Haus über der Straße versuchter Totschlag und missglückte Flucht aus einem
Fenster. Die Puppe bleibt mit ihren Beinen im Glas stecken. Eine Axt liegt im
Hof. Kein Blut. Ich gehe vorbei und die Straße hinunter zum Dorfrand. Die
Häuser werden kleiner. Ich gehe zurück, die Häuser werden größer, dann wieder
kleiner. Klein mit Anbauten und Verschlägen. Schmaler Plattenweg zur Haustür.
Groß mit Vorbau und Säulen. Auffahrt mit Kies und gesäumt von Hortensien und
Fahnenstange.
Der
nasse Nebel drückt sich zwischen die Häuser. An den Ästen hängen große
durchsichtige Tropfen. Das Dorf eine weiße Wolke. Die Kirche hat keine
Turmspitze mehr. Ich gehe auf der Hauptstraße. Kein Friseur mehr, der Rum
verkauft, kein Laden mehr. Ein Postkasten, eine Bushaltestelle. Ein
Schrotthändler in der Tankstelle. Ich gehe vorbei. Leeres Haus, zu kaufen. Bewohntes
Haus. Te koop. Schild vor der Tür. Leere Häuser. Keine Arbeit. Dorfrand. Ein
Berg Zuckerrüben. Die weiße Luft ist nass. Kein Blick über die Felder zum
ersten Deich.
Die
Schafe tragen dicken gelben Winterpelz. Die Hortensien hängen weiß lila
ausgebleicht und braun zwischen ihren Blättern. Der Nebel weht über die frisch
gepflügten Äcker. Auf dem Wasser steht er grau und dicht. Die Erdschollen
glänzen dunkel. Das Schilf an den Grachten und Gräben ist geschnitten. Bagger
schaufeln Schlick. Schwarz die Straßenränder. Dunkles Wasser steht in den
schmalen Furchen auf den Wiesen. Der Kohl ist meterhoch, die Lauchstangen sind
armdick. Rüben werden aufgeladen abgeschüttet. Die Wege zerfurcht.
Ich
gehe vorbei an den Schafen den Pferden den bis an die Wolkenränder gestapelten
Kartoffelkisten an Männern die Boote an Land hieven an der Schleuse an der
kleinen Werft an leeren Häusern an Schildern Te koop. Im Dorf ist es leise
niemand zu sehen im Nebel. Niemand da. Lichter verwischen. Ich gehe zu mir und
im Himmel ist Jahrmarkt so weit weg war ich noch nie. Und
sei es in Gedanken.
© J.
Monika Walther
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen