Fryslân/Juli
Der blaue Himmel stürzt schräg nach vorne. Schiefergraue Wolken halten.
Birken und Weiden stützen. Der Raps leuchtet hellgelb. Im Juli. Die erste Maad
ist getan. Das Heu verpackt in weiße Folie. Die Luft duftet herb nach Kräutern
und Gras, leichter Wind von der See wirbelt die Bäume silbern. Das Geglitzer der
heißen Sonne spiegelt sich in den Grachten und Gräben. Braun und grün schaukeln
die Wellen. Mit Lichtsternchen. Reiher und Kraniche schweben wie absichtslos
über das Wasser.
Am Taganfang gehe ich vorne aus dem Haus, zum Kanal, zu den Schiffen.
Eine Schonerbrig hat vor der kleinen Werft festgemacht. Nein, kein neuer Krieg
wird zwischen den Niederlanden und Spanien mit Brigantinen geführt. Eine
Reparatur. Eine einzige schöne Halbbrig.
Am Tagende gehe ich hinten aus dem Haus und erinnere die Geschichte, dass
ich once upon a time jemanden einen Schlüssel von der hinteren Tür gab und damit
Enttäuschung auslöste. Früher war nur der Schlüssel der Hintertüren wichtig,
denn die Tür vorne war Show, zeigte an, dass es nicht nur das Scheunentor für
die Kühe gab, die Gatter für die Schafe und die Küchentür, die immer offen war,
durch die alle hereinkamen: Es gab eine immer abgeschlossene, nie benutzte
vordere Eingangstür, so wie die kleinste Kammer im Haus, die beste Stube war,
immer klamm, im Winter eiskalt. Selbst an Festtagen wurde sie nicht benutzt, nur
die Tür geöffnet, schaut, wir haben eine beste Kammer. So muy.
Am Tagende schaute ich in den Himmel und sah wie eine schwarze Kugel ein
Wolkenschaf traf. Es ist immer gut, wenn ein Haus zwei Ausgänge besitzt. Wer
weiß – und wie nötig ist Leben?
© Jay M. Walther
Antäuen. Nicht verloren gehen |
Dieser dichte Text von Jay M. Walther kam eben aus Fryslân rüber, wo mir zur Tagmitte die Jay alles mögliche hin- und herrückt. Was sie nicht tun soll.
Wenn ich hinten wieder ins Haus gehe, werde ich wohl gleich wieder abschließen. Wenn die Blumen begossen, die Gedanken sich ausgesät haben und Worte gefunden sind. Und ein Fahrrad.
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