Dienstag, 17. Juli 2012

Ich!bin!da!

Angekommen.
Und das Haus mag mich
ich mag das Haus
und die Bäume, die wie Wächter vor der Tür stehen
Hortensien sind so blau wie zu Hause
ich fand auch den richtigen Zug
es war nicht so, - für mich - wie Jay es weiter unten schreibt
Groningen via Buitenpost
klar
und die Leute sind freundlich, grüßen
so sind sie nicht in meiner Nachbarschaft.

Ein nudeliger, weintrunkener Begrüßungsteller in der Küche mit Blick auf den Garten,
erster Gang durchs Dorf
und auf dem Friedhof alte Grabmale beguckt

Ich glaube, mir gehts gut!



Spätnachmittagslicht vor Humaldawei



frühes Abendlicht im Humaldawei


Und das sandte Jay M. Walther aus ihrer Schreibresidenz:
Buitenpost
 
-  ist die Central Station von Fryslân. Und wichtiger als die Haltestation in Grijpskerk, an der sich jeden Abend die Autos sammeln, um diejenigen aus der Familie, oder Freunde abzuholen, die sonstwo arbeiten. Buitenpost und Grijpskerk liegen an der Bahnlinie zwischen Groningen und Leeuwarden. Dort halten die Züge auf jeden Fall. Und wer Richtung Lauwerzee, Dokkum will, muss an einer der Stationen aussteigen, aber nur in Buitenpost fährt ab und an auch ein Bus. Und wer ankommen will, muss wissen, wie die Züge zusammengesetzt sind, wohin die einzelnen kurzen Zugteile fahren.
Eine Schweizer Kollegin war von Basel nach Shiphool geflogen. Schnell war sie in Amsterdam, von jeder Station kam eine Sms. Dann stieg sie in einen Zug nach Leeuwarden. Dort wartete ich, aber nein, sie stieg nicht aus. Sie war verschwunden. Sie blieb verschwunden. Ich fuhr ins Haus nach Humaldawei zurück, wartete, zerknautschte; es wurde dunkel. Dann kam die Nachricht: Ich bin wieder in Leeuwarden, ich war in Groningen. Ich fahre hin und her und immer vorbei. – Bitte, steig in Grijpskerk oder Buitenpost aus. Die Geschichte endete mit einer Taxifahrt von Groningen nach Humaldawei, mitten in der Nacht. Wir aßen und stritten über die Farben der Schweiz, die weißen und die schwarzen Schafe auf den Weiden, das Grauvieh, die Genfer Sozialisten. Und dann mussten wir schlafen. Und wenn wir aufwachten, lachten wir über das Hinundherfahren, vorbei an den weinenden Schwänen und den nassen Wiesen.
In Buitenpost holte ich vor vielen Jahren Ann Ha ab. Sie hatte mich in Amsterdam besucht und nun kam sie nach Humaldawei. Ohne Beatmungsgerät war nur ein kurzer Besuch möglich. Aber sie war stolz und glücklich über diesen Ausflug nach Fryslan. Umsichtig war sie in Groningen in den richtigen Waggon gestiegen. Und voller Freude stieg sie aus und sagte. Ich habe es geschafft, dich hier zu besuchen. Und keine Fehler gemacht. Damals landeten die Züge aus Deutschland in der Grenzstation Arnheim auf einem besonderen Gleis, dann mussten alle aussteigen, der Zug rangierte und fuhr auf der niederländischen Seite wieder in den Bahnhof ein, alle nahmen wieder Platz und dann wurde auf Holländisch und Englisch angesagt, wo der Zug hinfuhr.
In Grijpskerk holte ich jemanden ab, von der ich dachte, sie kommt nicht und wenn, dann nicht mit dem angesagten Zug. Wenn ich sage, ich komme, dann komme ich auch, sagte sie, warum bist du so misstrauisch - und ich dachte, gut, dann glaube ich das wider mein Gefühl. Ja, mit dem Zug kam sie dann, aber ansonsten war sie immer weg und woanders und gut mit sich beschäftigt. In Grijpskerk möchte ich niemanden mehr abholen.
Unvergessen aber bleiben die Farben der Schweiz und die Freude von Ann Ha. Und – dass es jetzt einen Blog fürs Schreibhaus gibt.
 
© Jay M. Walther mit Grüßen aus Friedrichskoog

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